Als junges Mädchen bin ich wie viele andere in meinem Alter durch meine Eltern, Freunde und vielleicht auch ein bisschen durch die BRAVO aufgeklärt worden. Irgendwann war klar: Nicht der Storch bringt die Babys. Ein Baby entsteht, wenn Mama und Papa sich lieben, es wächst im Bauch der Frau heran und wird dann geboren. Mit dieser Erkenntnis kam dann auch die Frage: „Und wie kommt es dann raus?“ Das Baby nimmt den Weg aus der Gebärmutter durch den Geburtskanal. Dieser liegt wie wir erwachsene Frauen nun wissen, zwischen den Beinen. Ein Baby muss durch eine der wohl empfindlichsten Zonen einer Frau.
Dieser Weg ist gar nicht mal so groß angelegt und so wird einem während all dieser Erkenntnisse auch bewusst, dass es durchaus schwierig sein könnte, später einmal ein Baby zu gebären. Viele Jahre später in unserer Schwangerschaft kennen wir Frauen natürlich schon weit mehr Details einer Geburt. Doch eine Frage bleibt bis zum ersten Kind dennoch unbeantwortet: Wie soll da ein Baby durchpassen? Hm… manchmal eben gar nicht so wirklich und dann hilft sich die Natur selbst, mit einem Dammriss. Heute wird auch gerne nachgeholfen, dann spricht man vom Dammschnitt.
Was ist ein Dammriss?
Man spricht von einem Dammriss, wenn das Gewebe, welches sich zwischen dem After und der Scheide einer Frau befindet, unter der Geburt beim Austritt des Köpfchen einreißt. Das Dammgewebe ist bei der Geburt einer enorm starken Dehnung ausgesetzt und so passiert es, dass sich dieses oder die Muskulatur nicht mehr weit genug ausdehnen kann, damit das Köpfchen des Babys hindurch passt. Der Dammriss passiert dort, wo die Gewebe- oder Hautstelle sehr dünn und geschwächt ist, meist eben in Richtung des Damms zwischen Scheide und After.
In der Medizin unterscheidet man vier Schweregrade eines Dammrisses. Wie stark ein solcher Riss eintritt ist vor der Geburt nur schwer vorher zu sagen. Ist der Kopf des Babys sehr groß, so ist die Wahrscheinlichkeit für einen stärkeren Dammriss natürlich deutlich höher, als bei einem sehr kleinen Baby. Doch auch Frauen, die ein Baby erwarten, dessen Kopf sehr klein ist, können während der Geburt einen Dammriss haben.
Dammriss – die verschiedenen Schweregrade
Während ein Dammriss 1. oder 2. Grades oft noch ohne Naht verheilen können, besteht bei den beiden stärkeren Dammverletzungen 3. und 4. Grades sogar die Gefahr einer späteren Inkontinenz, weshalb die medizinische Versorgung eines Dammrisses enorm wichtig ist.
Wie groß sind die Schmerzen bei einem Dammriss?
Dem Dammriss oder gewollten Dammschnitt wird eigentlich zu viel Aufmerksamkeit geschenkt. Fast alle frisch gebackenen Mütter berichten (unabhängig vom späteren Heilungsprozess) von einer harmlosen Begleiterscheinung. Denn, ein Dammriss bzw. Dammschnitt geschieht genau dann, wenn die Geburt ihren Höhepunkt erreicht, mit der Geburt des Köpfchens. In dieser Phase ist das Gewebe um den Damm herum sehr stark gespannt. Neben den Wehen und dem starken Druck des Babys wird der kurze Riss oder Schnitt nur selten wirklich wahrgenommen. Wird bewusst geschnitten, so machen die Hebammen den Schnitt ganz bewusst während einer Wehe, denn dann wird er nur selten bemerkt. Auch das manchmal nötige Vernähen findet neben dem gerade geborenen Baby kaum Beachtung. Während die kleine Familie sich kennenlernt, werden die wenigen Stiche ganz unauffällig unter Verwendung von leichten Betäubungsmitteln gesetzt.
Heilung und Pflege des Dammrisses
Wie wird ein Dammriss am besten behandelt? In den ersten Tagen nach der Geburt sollte man darauf achten sich so zu ernähren, dass der Stuhlgang möglichst weich bleibt um die frischen Wunden nicht zusätzlich zu belasten. Häufig bekommt man im Krankenhaus spezielle Trinklösungen, die hierbei unterstützend wirken. Doch keine Angst: Vernünftig genähte Geburtsverletzungen reißen auch durch festen Stuhlgang nicht auf. Jedoch kann dieser als sehr unangenehm empfunden werden.
Ein Dammriss benötigt seine Zeit, um vernünftig auszuheilen. Als frischgebackene Mutter kann man zur Heilung dennoch ein wenig beitragen. Kamillebäder bzw. Sitzbäder fördern die Ausheilung bei einem Dammriss, Wund- und Heilsalben lindern den brennenden Schmerz. Natürlich ist auch der Heilprozess von Frau zu Frau unterschiedlich. Viele Frauen berichten jedoch, dass das unangenehme Brennen sehr bald vergeht und man schnell lediglich das für heilende Wunden typische Jucken verspürt. Muss der Dammriss vernäht werden, so werden meist selbst auflösende Fäden benutzt, die sich in den kommenden Tagen und Wochen von selbst verschwinden und nicht gezogen werden müssen. Nur in den seltensten Fällen, bei einem sehr hochgradigen Dammriss, bei dem auch der After betroffen ist, kann es zu bleibenden Beschwerden kommen.
Unangenehm ist natürlich die Stelle der Verletzung, weshalb das Sitzen nach einem Dammriss für eine Weile unangenehm oder schmerzhaft sein kann. Sofern möglich sollte die Wunde deshalb durch Liegen oder entspanntes Sitzen (bzw. Lümmeln…) geschont werden.
Geschlechtsverkehr nach Dammriss
In den ersten Tagen und Wochen nach der Geburt ist Geschlechtsverkehr allgemein nicht unbedingt an der Tagesordnung. Zum einen verspüren nur die wenigsten Frauen bereits kurz nach der Geburt wieder das Verlangen nach körperlicher Nähe. Zum Anderen wird empfohlen mit dem Geschlechtsverkehr mindestens bis zum Abklingen des Wochenbetts zu warten. Grundsätzlich spricht nichts gegen Geschlechtsverkehr nach einem Dammriss im Allgemeinen, denn dieser ist mit Abklingen des Wochenbettes meist vollständig verheilt. Viele Frauen spüren allerdings auch Wochen nach dem Dammriss noch die verheilten Nähte, was besonders bei den ersten erneuten Annäherungen auch ein wenig schmerzhaft sein kann.
Dammriss vorbeugen – Ist das möglich?
Tatsächlich kursieren die verschiedensten Empfehlungen um einem Dammriss vorzubeugen. Die Vorsorge trägt allerdings nur einen gewissen Anteil dazu bei die Wahrscheinlichkeit für einen Dammriss zu senken. Neben der Vorbeugung spielen nämlich auch Faktoren wie die Geschwindigkeit der Geburt, Veranlagung bzgl. des Gewebes und vor allem die Größe des Kindes eine wichtige Rolle.
Dammschnitt – ein kontrollierter Dammriss?
Der Kopfumfang des Kindes spielt wie erwähnt eine sehr entscheidende Rolle. Durch die heutigen modernen Ultraschallgeräte lässt sich jeder Millimeter des Kopfumfanges berechnen. So schätzt man schon im Vorfeld so genau wie möglich ab, ob dieser in der Norm liegt und eigentlich ohne einen Riss hinaustreten kann. Selten sind es die Schultern des Kindes, die im Nachhinein für einen Riss verantwortlich sind. Ist aber geklärt, dass es sehr wahrscheinlich nicht ohne einen Riss ablaufen wird, wird häufig ein Dammschnitt gemacht. Weil durch einen Einschnitt ein unkontrollierter Riss in eine ungewünschte Richtung verhindert werden kann, entscheiden die Hebammen oder Ärzte sich gerne für diese kontrollierte Variante. Weil man bei einem solch glatten Schnitt aber meist mehr Blut verliert als bei einem natürlichen Riss wird auch diese Entscheidung von Fall zu Fall abgewägt. So wird meist individuell während der Geburt entschieden, es sei denn, man weiß im Vorfeld genau, dass die Kindsgröße zu einem Einreißen führen wird.
Entspannt in die Geburt
Entspannt in die Geburt in jedem Sinne. Vorbeugende Maßnahmen können dazu beitragen, die Wahrscheinlichkeit für einen Dammriss zu senken. Dennoch sollte man immer versuchen ohne Vorbehalte in eine Geburt zu gehen und sich nicht bereits vor der Geburt über mögliche Begleiterscheinungen oder mögliche Schmerzen den Kopf zu zerbrechen. Die anwesenden Geburtshelfer sind für alle Fälle gewappnet und helfen so, wie es nötig sein wird. Egal ob bei einer Geburt ohne oder mit Dammriss.
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